Dienstag, 4. Oktober 2016

Fremd und vertraut zugleich - CD Özlem Bulut Band "Ask"



Zu Beginn dieses Jahres war ich das erste Mal im Kulturraum Neruda in Wieden und habe dort die kurdisch/türkische Sängerin Özlem Bulut und ihre Band bei einer Worldmusicsession erlebt. Fotos davon und einen kurzen Bericht gibt es hier:
https://www.facebook.com/media/set/?set=a.1695547934019446.1073741877.1609874465920127&type=1&l=6a254a7706





Seitdem habe ich mich mit Hilfe der CD "Ask" (türkisch für Liebe) in ihre Musik eingehört. Wobei "Einhören" nach Schwerarbeit kling, was hier ganz sicher nicht der Fall ist: Nach einmal hören bleiben schon ein paar Melodien im Ohr, nach zweimal kannst du bei der Hälfte der Songs mitsingen und dazu tanzen. Dabei hilft das Booklet mit den Textübersetzungen vom Türkischen ins Deutsche und Englische. Darüber bin ich sehr froh, denn ich mag schon gern wissen, worum es in den Liedern geht.

Nicht alles ist ein Liebeslied, was sich danach anhört. Der Inhalte der Songs sind ganz und gar nicht belanglos, die Sängerin setzt sich mit ernsten Themen auseinander, mit den Mädchen, die plötzlich nicht mehr auf den Dorfplatz kommen, weil sie verheiratet wurden; mit dem Leben ohne Pass. Aber auch der Raki wird besungen, die Kaft der Musik - und manchmal doch ein Liebeslied. 

Verpackt sind diese Texte in Melodien, die fremd und vertraut zugleich klingen, üppig instrumentiert, eine wahre Verschmelzung verschiedener Kulturen. Die Band - ob auf der CD oder live - lässt diese Musik einfach klingen, aber es steckt eine Menge Überlegung und Virtuosität dahinter.  Özlem Bulut selbst spielt diverse orientalische Lauteninstrumente. Marco Annau, der Mastermind im Hintergrund, hat in einem Interview gesagt, er habe eine Art orientalisches "Electric Light Orchestra" im Sinn gehabt.

Live ist die Musik noch unwiderstehlicher, zum Glück lebt die Sängerin großteils in Wien und tritt auch oft mit ihrer Band hier auf, zum Beispiel am 7.10. in der Szene Wien beim Global Beatz Festival.